Das Problem: Was uns in Leipzig aufregt
Die Idee: Was wir als Künstler unternehmen wollen
Unsere Städte sind lebensfeindlich. Mit Lärm, Gestank und lebensgefährlichen Autos haben wir uns halbwegs arrangiert. Aber in diesem täglichen Kompromiss der kleinen Zugeständnisse verändert sich unser Leben und Denken. Immerhin: Erwachsene können sich wehren.
Kinder können das nicht, denn sie sozialisieren sich in dieser bereits eingeengten Welt. Für sie kommt ein freies Spiel auf der Straße überhaupt nicht in Frage, zumal sie von den Erwachsenen, die diese Welt reproduzieren, zur strengsten Vorsicht erzogen wurden. Kinder wollen spielen, aber um auf einen "Spielplatz" zu gelangen müssen Kinder erhebliche Wege und Gefahren in Kauf nehmen. Auf allen anderen Plätzen in der Stadt stören sie eher.
Alles selbstverständlich? Warum eigentlich? Sind Kinder tatsächlich im Weg, nicht nur auf den Straßen, sondern vielleicht auch im Leben?
Es ist paradox: Städte werden scheinbar nicht mehr vom "Kopf" her geplant, also ausgehend von den Primär-Interessen des Einzelnen (und was ist wichtiger als Gesundheit und Überleben), sondern sekundäre Interessen der Mobilität und Bequemlichkeit verselbständigen sich. Ist uns eigentlich bewusst, wie gefährlich und unattraktiv unsere Städte bereits geworden sind?
Man muss sich nur einmal die Verkehrsinitiativen zu den Schuleinführungen ansehen: Kinder werden aufgefordert extrem aufzupassen, spezielle Leucht-Kleidung zu nutzen, bestimmte Wege zu meiden - kurz: sie werden in die Defensive gedrängt. So lernen sie frühzeitig, das Gegebene zu akzeptieren. Warum liegt der absolute Schwerpunkt bei den Schuleinführungen nicht auf der Gegenseite, also bei der Ursache der zweifellos vorhandenen Gefahren? Ganz einfach: Wir selbst haben das Gegebene akzeptiert.
In dem Leipziger KunstProjekt Kinder im
Weg erobern sich Kinder symbolisch ihren Platz im öffentlichen
Leben zurück, lassen sich nicht mehr auf die Spielplätze drängen
sondern wollen gleichberechtigt an der Platzverteilung aller Menschen teilnehmen.
Das Projekt Kinder im Weg will diese Probleme und Fragen öffentlich machen. Plastiken von einer Kindergruppe in Lebensgröße werden auf
Verkehrsinseln einer großen Kreuzung in Leipzig aufgestellt. Die
Kinder sind fröhlich, spontan und ausgelassen und rennen einem
roten Reifen hinterher.
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