Künstlerisches Konzept: Die Figuren und deren
Aufstellung
Umsetzung I: Anträge und Standortsuche
Umsetzung II: Der endgültige Standort
Umsetzung III: Arbeitsfotos
Resonanz: Das öffentliche Interesse an der Kunst
Kunstförderung: Unsere Unterstützer, Förderer
und Sponsoren
Das Gesamtkonzept wurde ein Jahr vor Beginn von Franziska Möbius entwickelt
und bis September 2006 umgesetzt.
Die zehn Kinderplastiken des Projektes wurden von dem Bildhauer Stephan Voigtländer
aus Buchen- und Pappelholz geschnitten und von Franziska Möbius farbig
gefasst.
Foto: Holzplastiken im Arbeitszustand, Frühjahr
2006
Die Figuren wirken durch ihre Lebensgröße realistisch und tragen
den Duktus einer individuellen Arbeitsweise. Die Bemalung konterkariert diesen
Realismus.
Die Plastiken kreuzen diagonal den Goerdelerring als Pendant zu den rechtwinklig
verlaufenden Fußgängerströmen. Als Standorte werden die Verkehrsinseln
bzw. angrenzende Rasenflächen genutzt. Fünf Kinder rennen einem
roten Reifen hinterher, andere schauen zu, ein Hund ist auch mit dabei. Sie
überspannen damit das gesamte Areal zwischen den Autotrassen. Ihre Kleidung
ist in Graustufen mit leichten Farbakzenten gehalten und damit kommen sie
aus einer irrealen vergangenen Welt – eine Inszenierung, eine Sequenz
aus einem alten Film, eine nachgestellte Dorfsituation.
Eine absurde Situation an einem absurden Ort.
Umsetzung I: Anträge und Standortsuche
Die Idee für das Kunst-Projekt in Leipzig wurde vor mehr als zwei Jahren geboren, also noch vor der Diskussion über Feinstaub, vor den Klagen über zu wenige Kinder in unserer Gesellschaft und auch noch vor den Bauprojekten der Stadt zur Fussball-WM. Seitdem hat sich die Situation eher verschärft als entspannt.
Natürlich ist Kunst im öffentlichen Raum auf Zugeständnisse angewiesen. Der ursprünglich geplante Standort, die riesigen Verkehrsinseln westlich des Leipziger Hauptbahnhofs, konnte jedoch trotz unserer Kompromissbereitschaft nicht verwirklicht werden. Der Standort an sich sei zu gefährlich; die Figuren stünden zu nah an der Straße, sie könnten Autofahrer ablenken; könnten Passanten verleiten, sich die Figuren aus der Nähe zu betrachten und diese Zonen zu betreten; das neue Pflaster habe noch Garantie; die Straßenbahnfahrer wären überfordert usw.
Foto: Ursprünglich beantragter Standort
(Hauptbahnhof)
Das gesamte Projekt wurde von insgesamt 5 verschiedenen kommunalen Stellen
und den Verkehrsbetrieben begutachtet, und selbstverständlich hat jede
handelnde Einrichtung ihre eigenen Prioritäten. Die Idee, einfach
Holzplastiken in die Nähe einer der befahrensten Straßen Leipzigs
zu stellen, erwies sich als äußerst schwierig in der Umsetzung.
Umsetzung II: Der endgültige Standort
Der endgültige Standort für Leipzig ist nun der Verkehrsknotenpunkt
Goerdelerring/ Ranstädter Straße/ Pfaffendorfer Straße.
Hier begann der Neuausbau der Jahnallee, der daraus entstandene Ranstädter
Steinweg sichert die zweispurige Anbindung des Rings bis nach Leipzig West.
Die Auflagen der verschiedenen städtischen Stellen blieben natürlich
bestehen. Nach insgesamt 3 Ortsterminen (inklusive Abnahme) und der Thematisierung
des Projektes auf verschiedensten Konferenzen wurden die Standorte sehr exakt
festgelegt. Der Kompromiss besteht darin, dass die Figuren des Kunstwerkes
nur da stehen dürfen, wo sich ohnehin Fußgänger aufhalten.
Dennoch scheint es gelungen, dass mit diesen Standorten der gesamte Kreuzungsbereich
in einer Querlänge von immerhin ca. 100 Metern ausgespannt wird. Mehr
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Foto: Reifen-Gruppe, gegenüberliegend:
die Wartenden
Gut vorbereitet dauerte der Aufbau nur knapp zwei Tage. Als schwierig gestalteten sich die amtlichen Auflagen zur Befestigung der Plastiken: auf den Grünflächen sollten Gitter als Standflächen verwendet werden (möglichst ohne Verankerung) und in das Pflaster der Verkehrsinseln durften ebenfalls keine Anker gesetzt werden. Also blieb nur die Möglichkeit, jeweils das "Eigengewicht" der Kunstwerke zu erhöhen.
Foto: Aufbau der Gruppe am Naturkundemuseum
Foto: Letzte Farbarbeiten vor Ort
Bereits im Vorfeld stieß das Kunst-Projekt auf großes Interesse
in den Medien und bei Vereinen alternativer Verkehrspolitik. Die Leipziger
Volkszeitung kündigte es zur Berichterstattung über das ADFC-Frühlingsfest
an, die Deutsche Presse Agentur (dpa) stellte ihren Medienkunden im Juni 2006
Fotos und Text zur Verfügung, der MDR berichtete im August in der Kindersendung
FIGARINO über das Projekt und richtete für eine Woche eine zum Thema
passende Kinderseite im Internet ein.
Am Tag des Aufbaus berichtete das Leipzig Fernsehen in der Drehscheibe über
das Projekt und bat zum Studiointerview. BILD Leipzig veröffentlichte
am 22.9. einen sachlichen Text mit Foto, der Leipziger Internet Zeitung LIZzy-Online
war das Projekt sogar einen umfassenden Bericht mit zahlreichen Hintergrundinformationen
zur Leipziger Verkehrs- und Kinderpolitik wert. Und über das Projekt
wird auch bereits geblogt und im Usenet sogar soziologisch
diskutiert. Auch die LVZ berichtete ausführlich über das Kunst-Projekt
(nach der "Entführung" einer Plastik noch einmal).
(Und am 7. Oktober rief Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt der
sächsischen CDU auf deren Landesparteitag in Pirna zu: "Kinder
müssen in Sachsen Vorfahrt haben!".
Dem können wir nur zustimmen.)
Foto: Interview mit dem Leipzig Fernsehen |
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Besonders gefreut haben wir uns über das persönliche Interesse und die spontane Zustimmung von Passanten in den Tagen des Aufbaus. Inzwischen ist auch ein kleines Gästebuch entstanden.
Förderer, Sponsoren und Unterstützer des Projektes
Das Projekt hätte ohne materielle Unterstützung keine Chance gehabt.
Hierbei halfen fast ausschließlich die öffentlichen Institutionen,
angesprochene private Firmen winkten in den meisten Fällen ab (Ausnahme:
Garten- und Landschaftsgestaltung Kermes).
Der Versuch, gerade die Verursacher der automobilen Mobilität imagefördernd
ins Boot zu holen erwies sich als vollkommener Fehlschlag: Die zuständige
Mitarbeiterin eines großen Straßenbauunternehmens begründete
zum Beispiel ihre Ablehnung mit dem erstaunlichen Kommentar, dass eine Unterstützung
des Projektes vermutlich "makaber" sei. Bei Leipzig
ansässige Automobilfirmen reagierten auf eine entsprechende Anfrage überhaupt
nicht bzw. begründeten die Ablehnung mit dem Argument, "nur
innovative Kunst" fördern zu wollen (das haben wir schriftlich).
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Leipzig, ein engagierter Verein für die Interessen der Nicht-Autofahrer, unterstützte das Projekt von Anfang an. Zum Frühlingsfest des ADFC 2005 wurde die Aktion angekündigt, eine Figur "zur Probe" an den Straßenrand gesetzt. Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) unterstützte das Projekt, veröffentlichte die Idee und fungierte als Projektträger.
Das Unternehmen Kermes Garten- und Landschaftsgestaltung stellte freundlicherweise das gesamte Holz für die Skulpturen kostenfrei zur Verfügung. Es war das einzige Privatunternehmen, welches die Aktion unterstützte. |
Als materielle Förderer konnten das Kulturamt der Stadt Leipzig, die
Kulturstiftung
des Freistaates Sachsen sowie das Deutsche
Kinderhilfswerk gewonnen werden. Die frühzeitigen Zusagen ermöglichten
eine sichere Planung, auch der notwendige Standortwechsel wurde mitgetragen.
Dafür herzlichen Dank!
Die Werbung für das Projekt wurde unterstützt vom Leipziger "culturtraeger"
(citycards) sowie der webseitenmanufaktur.